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über die USA-Reise
Dienstag, 29. März 2005 Zwischen 11:00 und 12:00 Uhr trudelte die gesamte Gruppe am vereinbarten Treffpunkt im Flughafen ein. Nach der leicht nervenden Zollprozedur warteten wir, um gegen 13:00 Uhr an Bord der Boeing 747 gehen zu können. Nicht zu vergessen ist an dieser Stelle das Verteilen der neuen Erkennungszeichen, von Maria mit der Hand genähte kleine Segelschiffchen, die mit einem bunten Faden am Jacken- oder Hemdknopf festgemacht werden konnten. Auch verteilte Paul "Transa"-Mützen, die als Sonnenschutz und ebenfalls als Erkennungsmerkmal gedacht waren. Der Flug mit der Deutschen Lufthansa verlief ruhig und ohne Zwischenlandung in rund 8,5 Stunden. Fast pünktlich erreichten wir um 14:50 Uhr Ortszeit den Washingtoner Flughafen Dulles International. Die Einreise und Zollformalitäten, neuerdings mit Foto und Abdruck der beiden Zeigefinger gingen schneller als gedacht. Das Aufsuchen unseres Busses, der bestellt war, um uns zum Hotel zu bringen, erwies sich dagegen als weitaus schwieriger. Der Bus fuhr zweimal an uns vorbei! Aber auch das wurde gemeistert und so waren wir doch recht schnell in unserem Hotel, dem Best Western Capitol Skyline. Obwohl ein Fax mit den nötigen Angaben aller Teilnehmer dem Hotel schon Tage vor unserer Ankunft zugeschickt wurde, dauerte das Einchecken fast eine Stunde. Man hatte fast den Eindruck, hier erfolgte das Anmelden das erste Mal. Nach einer kurze Pause zum Erfrischen machten wir uns auf den Weg zur Metrostation Navy Pier, die in unmittelbarer Nähe liegt. Ein sehr hilfsbereiter Angestellter half uns am Automaten bei der Erstellung der gewünschten Fahrkarten für die Fahrt nach Alexandria. Da ich eigentlich Tagesnetzkarten kaufen wollte - was wahrscheinlich einfacher gewesen wäre - gab er sich sehr viel Mühe uns davon zu überzeugen, dass sein Angebot doch günstiger sei, wenn auch umständlicher in der Erstellung. Nachdem wir uns für seine Mühe bedankt und verabschiedet hatte, ging es in rascher Fahrt mit der U-Bahn in den Staat Virginia. Die Suche nach einem bestimmten Restaurant in der Kleinstadt Alexandria war leider ohne Erfolg, da der Fußweg dorthin vielen doch als etwas zu weit erschien. Eine neue Erfahrung für uns war, dass Bier hier in dem sonst ganz normal wirkenden Restaurant nur in Flaschen jedoch ohne ein Glas serviert wurde; wir mussten also aus der Flasche trinken. Zurück
nach Washington ging es wieder mit der Metro. Die Sauberkeit und das
schnelle Fahren überall auf der Metro war beeindruckend. Niemand
hatte so etwas erwartet! Mittwoch, 30. März 2005 Das Frühstück war für amerikanische Verhältnisse recht reichhaltig, wenn auch mit 15 $ viel zu teuer. Pünktlich erschien unser Bus mit dem Namensschild Joachim. Unsere Stadtführerin Lily erreichte uns zu Fuß "leicht außer Puste", da sie nicht zu spät kommen wollte. Es wurden anschließend fast alle Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika abgeklappert und ausführlich beschrieben. Lily hatte während der Fahrt von einem Memorial zum anderen sehr viel - auch über die amerikanische Geschichte und die Präsidenten - zu erzählen. Auch das am Abend vorher besuchte Alexandria bekamen wir, dieses Mal bei Tageslicht - zu sehen. Interessant war auch die Fahrt durch Georgetown. Am Nachmittag erreichten wir schließlich den gewaltigen Bahnhof von Washington: Union Station. Lily hatte wohl irgend etwas geahnt, da sie uns noch zum Amtrak-Schalter begleitete. Hier sollten wir das Negativbeispiel des Amtrak-Personals kennen lernen. "Das Gepäck ist zu groß und zu schwer" war der Tenor, den wir zu hören bekamen. Teilweise waren es 300 Gramm, die bemängelt wurden. Gnadenlos mussten die Koffer "erleichtert" werden, das Übergepäck wurde in Kartons umgeladen. Auch war die von der Amtrak in Deutschland bestätigte Möglichkeit der Gepäckaufbewahrung von einzelnen Koffern in Washington bis zur Fahrt nach New York, die pro Tag 2 $ kosten sollte, nicht mehr möglich. Trotz dieser Enttäuschung blieb noch etwas Zeit für einen kurzen Rundgang durch den sehr gut renovierten Bahnhof. Da man nur durch die bis kurz vor Abfahrt eines Zuges verschlossenen Türen auf die Bahnsteige gelangt, merkt man im Gebäude von der Eisenbahn nichts; es überwiegen Geschäfte und Restaurants: Es gibt auch kaum Abfahrts- und Ankunftstafeln; nur am Eingang des Bahnhofs hängt in der großen Bahnhofshalle eine große Anzeigetafel mit der Abfahrt und Ankunft sowie den Verspätungen der Züge - ähnlich wie auf dem Flughafen. Kurz vor 17:00 Uhr wurden wir von einem Rotkäppchen, wie das Personal hier genannt wird, abgeholt und durch einen besonderen Eingang zum Bahnsteig begleitet. Für die meisten von uns war dies die erste Begegnung mit den Zügen der Amtrak, der amerikanischen Eisenbahngesellschaft. Es ist ganz anders als in Deutschland. Die Bahnsteige sind nicht erhöht wie bei uns sondern in Schienenhöhe, außerdem nicht sehr breit; es entsteht der Eindruck, als befände man sich auf dem Gepäckbahnsteig. Durch die laufenden Dieselmotoren der Lokomotiven herrscht ein starker Lärm. Die bei den Langstreckenzügen üblichen Doppelstockwagen wirken noch gewaltiger als sie sind. Von den an jedem Wagen stehenden Schaffnern wurde jeder Reisende freundlich empfangen und meistens bis zum jeweiligen Abteil gebracht. Die Deluxe-Abteile, alle im ersten Stock gelegen, sind sehr geräumig, verfügen sie doch über ein großes, zweigeteiltes fast über die ganze Abteilbreite reichendes Fenster, ein eigenes Abteil mit Dusche und WC, eine breite Sitzbank, die am Abend als relativ breites Bett hergerichtet wird und einen zusätzlichen, frei bewegbaren Sessel. Das Standardabteil dagegen ist bedeutend kleiner. Diese Abteile befinden sich im unteren und oberen Teil der Schlafwagen. Waschabteile und Toiletten gibt es ebenfalls auf beiden Ebenen, aber außerhalb der eigentlichen Abteile. Die beiden gegenüberstehenden Sitze werden am Abend ausgezogen und so als unteres Bett hergerichtet. Das obere Bett wird dann ebenfalls heruntergeklappt. Diese Reisemöglichkeit ist für eine Person ausreichend, für zwei Personen ist es ein wenig eng, dafür aber doch wesentlich preiswerter. Während Jörg bei der Einweisung der Bedienung von Klimaanlage und diversen Kleinigkeiten half, machte ich mich auf den Weg in den Speisewagen, um die Reservierungen für die Mahlzeiten vorzunehmen. Pünktlich um 17:20 Uhr setzte sich unser Zug, der CAPITOL LIMITED in Bewegung. Vor uns lag zunächst die 764 Meilen lange Strecke nach Chicago. Bis zum gemeinsamen Abendessen war wenig Zeit, sich im Abteil häuslich einzurichten und alles auszuprobieren. Im Speisewagen erfolgte dann die Einweisung durch die Bedienung, nämlich Lesen der Speisekarte, Ausfüllen der Bestellung, aber bitte nur die Wagennummer, Abteilnummer und Unterschrift. Dann kam der Moment, in dem man die Wünsche Steak oder Fisch, Salat mit welchem Dressing, Reis oder Folienkartoffel äußern konnte. Softgetränke waren im Preis enthalten, Wein oder Bier wurden in Rechnung gestellt. Bei dieser Prozedur, die sich später immer wiederholen sollte, hatte man den Eindruck, als würden die Gäste des Speisewagens zum ersten Mal in einem Zug fahren bzw. in einem Restaurant speisen. Da der Zug nicht ganz ausgebucht war, konnten wir in aller Ruhe essen und trinken. Wir sollten später auch erfahren, dass dies in den USA eigentlich nicht normal ist. Hier wird schnell bestellt, schnell gegessen und noch schneller die Rechnung gebracht und dann adios. Wie schon gesagt, man lies uns gewähren und so konnten wir während des Abendessens die vorbeiziehende Landschaft genießen. Langsam leerte sich dann auch der Speisewagen und man zog sich in die Abteile zurück. Für den Aufenthalt in Pittsburgh am
frühen Morgen hatte sich für Doris und Gerhard Verwandtschaft angesagt.
Obwohl unser Zug etwas Verspätung hatte, fand dieses Treffen zu aller
Zufriedenheit statt. Donnerstag, 31. März 2005 Dank des im Amtrak-Fahrplan enthaltenen Zeitpuffers erreichten wir am Donnerstag, 31. März 2005, kurz vor 11:00 Uhr den Union Station in Chicago. Die Metropolitan Lounge im Bahnhof war unsere Anlaufstelle, um die Zeit bis zur Weiterfahrt zum Ausruhen oder Nichtstun (= Kaffee oder Tee trinken und in bunten Zeitschriften blättern) zu nutzen. Die von Maria erstellten Erkennungszeichen, die Schiffchen, wurden am Eingang zur Lounge von dem dort tätigen Mitarbeiter sehr interessiert begutachtet. Jörg machte sich auf den Weg in die Stadt, um sich noch einige Hosen zu kaufen, andere begaben sich auf die Suche nach einem Restaurant und manch einer sah sich kurz die Gebäude um den Bahnhof herum an. Nach etwa drei Stunden wurden wir direkt von der Lounge
zum schon bereitstehenden EMPIRE BUILDER, unserem nächsten Zug, gebracht.
Die 2 208 Meilen lange Strecke führte durch weites Farmland und am
nördlichen Teil der Rocky Mountains entlang. Freitag, 1. April 2005 Auf
der Reise von Chicago nach Seattle durchfuhr unser Zug die Staaten
Illinois, Wisconsin, Minnesota, Nebraska, Montana, Idaho und Washington.
Trotz der teilweise monotonen Landschaft, wenn riesige Weideflächen
durchfahren wurden, wurde es niemals langweilig. Man vertrieb sich die
Zeit auch damit, dass der Aussichtswagen mit seinen breiten Sesseln und großen
Panoramafenstern aufgesucht und dort die am Fenster vorbeiziehende
Landschaft
bestaunt wurde. Sehr schnell kam man zu dem Ergebnis, Eisenbahnfahren in
einem so großen Land ist im Schlafwagen die wohl geruhsamste und beste Möglichkeit. Samstag, 2. April 2005 Am Vormittag kamen wir mit leichter Verspätung in Seattle im Staate Washington an. Das im Hotel nicht benötigte Gepäck wurde gleich nach der Ankunft ohne weitere Bemerkungen seitens der Amtrak-Mitarbeiter für die Fahrt am nächsten Tag abgefertigt. Vom Union Station zum Best Western Hotel Pioneer Square war es nicht weit, deshalb gingen wir zu Fuß dorthin. Das Einchecken im Hotel war in kurzer Zeit erledigt. Um möglichst viel von der Stadt zu sehen, verzichteten wir auf ein Mittagessen. Zunächst ging es entlang der "Waterfront". Mit einer gewaltigen Autofähre fuhren wir nach Blake Islands. Während der Überfahrt wurde die Skyline von Seattle bewundert. Im Hintergrund konnte man die gewaltigen Berge, wie z. B. den Mont Rainer, erkennen. Aus Sicherheitsgründen mussten wir im Hafen der Insel das Schiff verlassen um kurz darauf wieder an Bord zu gehen. Zurück in Seattle war als nächstes eine Fahrt mit der
Straßenbahn angesagt. Es gibt nur noch eine Linie die entlang der
Waterfront zur Union Station verkehrt. Die dort eingesetzten Bahnen
stammen alle aus Melbourne und sind als besondere Attraktion recht gut
besetzt. Anschließend fuhren wir mit dem Bus quer durch die Stadt, um in
die Monorail, eine Einschienenbahn, umzusteigen.
Der Endpunkt dieser Bahn ist der Fernsehturm The Needle, beides Überbleibsel
der Weltausstellung 1962. Während der Fahrt zurück zum Pier 54 fing es
leider an zu regnen. Für 18:00 Uhr hatte ich im Restaurant Old Fisherman
Plätze zum Abendessen reserviert. Da es hier überwiegend Fischgerichte
gab suchte Heidi allerdings das Weite und ging zu einem Italiener. Sonntag, 3. April 2005 Da am Sonntag wieder leichter Regen einsetzte, ging es nach dem Frühstück mit dem Taxi zum Bahnhof. Wir fuhren pünktlich um 10:00 Uhr dem COAST STARLIGHT ab. Natürlich mit Schlafwagen des First Class Superliner Service. Bei diesem Zug handelt es sich um den zur Zeit besten Zug der Amtrak. Alle Wagen sind frisch überholt und machen dadurch einen sehr guten Eindruck. Besonders angetan waren wir von den Blumen, die sich in jedem Schlafwagenabteil in einer Vase auf dem mit einem kleinen Deckchen belegten Ablagetisch befanden. Neben dem für alle Fahrgäste zur Verfügung stehenden Aussichtswagen gab es für die Schlafwagenpassagiere noch einen weiteren Aussichtswagen, in dem auch noch ein besonderer Service geboten wurde. Gleich nach der Abfahrt wurden Kaffee und Schnittchen serviert. Am Nachmittag genossen wir eine Weinprobe mit Weinen aus der durchfahrenen Gegend. Während der 910 Meilen langen Fahrt führte der Weg entlang der Westküste durch die Staaten
Washington, Oregon und Kalifornien. Montag, 4. April 2005 Unser Zug erreichte die Bahnstadion von Emeryville (San Francisco) mit dreistündiger Verspätung am Montag. Mit einem Anschlussbus der Amtrak ging es zum ehemaligen Bahnhof San Francisco, dem Ferry Terminal und von dort mit dem Taxi zum Hotel Renoir. Für den Aufenthalt wurden San Francisco Cards besorgt, mit denen alle Verkehrsmittel der Stadt, auch die Cable Car, unbegrenzt benutzt werden durften. Folglich ging es auch gleich zu der an der Market Street gelegenen Haltestelle der Cable Car, um von dort quer durch die Stadt zum Fisherman's Warf gefahren zu werden. Nach einem Rundgang entlang des Hafens lockte eine ehemalige Schokoladenfabrik mit riesigen Eisbechern. Am frühen Nachmittag unternahm ein Teil der Gruppe eine Schiffsfahrt, während der andere Teil sich zu Fuß durch die Stadt begab. An Bord des doch ziemlich schaukelnden Schiffes hatten wir einen unvergesslichen Blick auf die Skyline von San Francisco und später auf die Golden Gate Bridge. Vorbei an der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz erreichten wir nach einer halben Stunde Sausolito, einen sehr mediteran anmutenden Ort. Auf dem Spaziergang zur Bushaltestelle konnten wir zahlreiche uns unbekannte Sträucher und Blumen bewundern. Mit dem Autobus ging es über die Golden Gate Bridge zum Park vor der Brücke. Überrascht waren wir, als wir hier auf den anderen Teil unserer Gruppe trafen. Am Union Square fanden wir anschließend auch ein Restaurant, um uns zu stärken. Da die Tageskarte 24 Stunden
galt, wurde beschlossen, nach dem Abendessen noch ein „wenig herum zu
fahren“. So ging es dann mit der Cable Car nochmal zur Fisherman's Wharf und von
dort mit der Straßenbahn entlang der Küste bis zum Ferry Building und danach
zum Hotel. Dienstag, 5. April 2005 Nach kleinen Problemen zwischen dem Hotelportier, der seine eigenen Ideen verwirklichen wollte, und mehreren Taxifahrern ging es am frühen Dienstag vom Hotel zum Ferry Building und von dort wiederum mit dem Amtrak-Bus zum Bahnhof Emeryville. Pünktlich um 08:40 Uhr verließ unser First Class Superliner Service-Schlafwagen mit dem tollen Namen CALIFORNIA ZEPHYR den Bahnhof. Hier muss allerdings gesagt werden, die landschaftlich wohl schönste Strecke in den USA, die von der Amtrak befahren wird, hat den einfachsten Service!!! Allerdings gaben sich die wenigen Mitarbeiter der Zugpersonals alle Mühe. Serviert wurde im Speisewagen auf Papptellern mit Plastikbesteck und in Pappbechern, gerade so wie bei Fast-Food-Ketten. Von der Küste kommend führte die Strecke zunächst durch fruchtbare Ebenen, vorbei an einer riesigen Ansammlung ausgedienter Kriegsschiffe, die allerdings innerhalb von drei Tagen einsatzbereit gemacht werden können. Hinter Sacramento begann der Zug langsam, aber stetig bergauf zu klettern. Auf der 2 438 Meilen dauernden Strecke führte der Weg wiederum durch die Rocky Mountains und die Staaten Kalifornien, Nevada, Utah, Colorado, Nebraska, Iowa und Illinois. Reno und Winter Park sind nur einige der Stationen, die noch im Tageslicht durchfahren wurden. Am Abend erreichte der Zug Denver, wo im Fahrplan auch ein etwas längerer Halt vorgesehen war. Weit nach der Abfahrt aus Denver wurde per Durchsage im Zug nach einem Arzt gesucht, worauf Jörg
sofort losrannte, weil er dachte: "Besser ein ein Rettungssanitäter als gar
niemand". Ein Arzt war
nicht an Bord, so half Jörg zur Zufriedenheit aller. Es ist schon erstaunlich,
wie leichtfertig manche Leute mit ihrer Gesundheit umgehen. Mittwoch, 6. April 2005: Wir befinden uns immer noch im Superliner Californian Zephir zwischen Denver und Chicago ...
Donnerstag, 7. April 2005 Schon weit vor Chicago merkte man die Nähe der kommenden Stadt, die Bebauung wurde dichter und auch fielen die hier verkehrenden Vorortzüge mit Ihren Doppelstockwagen auf. Den Bahnhof von Chicago erreichten wir pünktlich am Donnerstagnachmittag. Auf dem Weg vom Bahnsteig zur Gepäckaufbewahrung begegneten wir Moses, ein Rotkäppchen, mit dem wir schon bei der Hinfahrt gesprochen hatten. Dank seiner Hilfe wurde das im Hotel nicht benötigte Gepäck gleich nach New York aufgegeben. Taxis brachten uns zum Hotel Best Western Grant Park. Anschließend wurden Tageskarten für die Verkehrsbetriebe besorgt, was nicht ganz so einfach war, da diese nicht im Automat an der U-Bahn zu erhalten sondern nur in besonderen Geschäften zu haben sind. Nachdem wir auch den Eingang zum Sears Tower gefunden hatten, schauten wir uns dort einen Film über den Bau dieses ehemals höchsten Gebäudes der Welt an, um danach auf die Aussichtsetage zu fahren. Der Aufenthalt hier dauerte länger als vorgesehen, da wir den Sonnenuntergang verfolgen konnten. Es war ein einmaliges Schauspiel. Auf der Suche nach einem Restaurant landeten wir ausgerechnet in einem deutschem Lokal mit dem Namen Berghoff. Es sollte sich herausstellen, das hier alles stimmte, Trinken, Essen, Bedienung und Preis. Wie schon so oft wurde auch hier nach dem Abendessen gefragt „... und fahren wir noch ein wenig
herum?“ Natürlich wurden noch einige Runden mit der U-Bahn gedreht, sogar mit
Begleitung eines Polizisten, der wohl nichts Besseres zu tun hatte. Oder wollte
er für mehr Sicherheit der ausländischen Gäste sorgen? Freitag, 8. April 2005 Am Freitag war der Vormittag programmfrei. Jörg und ich nutzten noch einmal die 24 Stunden gültige Tageskarte aus und fuhren U-Bahn. Auch war noch Zeit zum Einkaufen. Wie vorgesehen konnte unsere Besichtigung der Stadt am Michigansee mit eigenem Autobus und Stadtführerin am Mittag beginnen. Da wir den Sears Tower ja bereits kannten, hatten wir sehr viel Zeit für die Stadt und konnten dadurch auch das Universitätsviertel, das Gebiet um das Aquarium und den Navy Pier sehen. Am Ende der Rundfahrt erreichten wir den Union Station, um dort in der Lounge mit unserer Erkennungszeichen (Schiffchen) ohne Vorzeigen der Fahrkarten eingelassen zu werden. Das Amtrak-Personal hatte uns demnach wieder erkannt. Die Besatzung des CAPITOL LIMITED, der uns über Nacht nach Washington, DC bringen sollte, hatte an diesem Tag nicht die beste Verfassung; widerwillig wurden wir von einem Wagen zum anderen geschickt, da die Reihenfolge und Nummerierung mit den neuen Wagennummern nicht übereinstimmte. Im Speisewagen war man an Gästen überhaupt nicht interessiert. Die Klimaanlage wurde auf „Eiskalt“ gestellt und auf die Bitte,
etwas wärmer zu stellen, wurde überhaupt nicht reagiert. - Na ja, wenn einer
eine Reise tut, dann kann er was erzählen ... Samstag, 9. April 2005 Die Hauptstadt Washington erreichten wir am Samstag zur vorgesehenen Zeit 12:24 Uhr. Hier wurden wir schon von Helga erwartet, die am Tag vorher von Frankfurt angekommen war und ebenfalls von ihren unterschiedlichen Eindrücken des Amtrak-Personals dieses Bahnhofes berichten konnte. Die letzte Eisenbahnstrecke in den USA, die wir befahren haben, war die von Washington nach New York. Der Regionalzug, der diese Strecke in etwa vier Stunden zurücklegte, war für uns ein völlig anderer Zug als die bisher bekannten und benutzten Schlafwagenzüge. Schon von der Optik her wirkte dieser viel kleiner. Die Form erinnert viel mehr an ein Flugzeug ohne Flügel als an einen Zug. Im Wagen selbst war allerdings recht viel Platz zum Sitzen, weniger für Gepäck, falls man Koffer dabei hat. Der Stauraum über dem Platz reicht gerade für eine etwas dickere Aktentasche, aber kaum für einen Koffer. Erstaunlich schnell fahren die Züge auf diesem Abschnitt; möglich ist das nur durch den etwas besseren Oberbau der Gleise. Auch fällt auf, dass die Züge recht gut besetzt sind. Es fahren hier mehr Reisende als auf den Strecken in der Mitte der USA. Kurz vor Erreichen der Stadt am Hudson ging es in einen Tunnel, da die Eisenbahn New York unterfährt. Die Penn Station, wie der Bahnhof genannt wird, befindet sich mitten im Zentrum der Stadt. Die Unterkunft erfolgte im Hotel Pennsylvania, gegenüber dem Bahnhof. Dieses Hotel mit 1 700 Zimmern liegt sehr zentral, hat aber leider Zimmer von sehr unterschiedlicher Qualität. Auf der anschließenden Suche nach einem Restaurant wurden wir in der Nähe des Times Square bei einem Spanier fündig, wo wir auch Platz bekamen und gut bedient wurden. Nun war auch die Zeit gekommen, von den neuen Kabinenbelegungen zu berichten, statt der Innenkabinen alles Außenkabinen mit Balkon. Die neuen Kofferanhänger für das Schiff wurden gleich verteilt. Der vorgesehene Besuch des
Empire State Building wurde wegen der Wartezeit von einer Stunde,
und dies gegen 23 Uhr, gestrichen. Helga machte sich mit dem größten Teil der
Gruppe auf den Rückweg, während Heidi, Jörg und ich noch für Jörg nach Schuhen
gucken wollten. Die Geschäfte hatten allerdings gerade geschlossen, als wir
kamen und so nutzten wir die Gelegenheit, noch ein wenig in der Stadt
herumzugehen. Trotz dieser Zeit, gegen Mitternacht, war noch recht lebhafter
Betrieb auf den Straßen. Man weiß ja, dass New York eine Stadt ist, die
niemals schläft. Sonntag, 10. April 2005 Nach dem Frühstück wartete bereits der für uns bestellte Bus mit Fremdenführer vor dem Hotel. In rascher Fahrt ging es in den Süden von Manhattan, um mit der Staten Island Ferry eine Überfahrt zur Staten Island und zurück zu unternehmen. Die Idee war, das Panorama von New York mit den Wolkenkratzern und der Freiheitsstatue sowie von Ellis Island vom Wasser aus zu sehen, so wie wir es schon mit der Skyline von Seattle und San Francisco erlebt hatten. Die weiteren Punkte, die wir auf der folgenden Stadtrundfahrt sahen, waren das Finanzzentrum mit dem Blick auf Ground Zero, wo früher das World Trade Center stand, das UN-Gelände und viele andere Gebäude. An der Central Station, an der nur noch wenige Vorortzüge fahren, wurde zur Mittagszeit Halt gemacht. Dieser Bahnhof, der wie auch die Union Station in Washington umfangreich renoviert wurde, beherbergt heute viele Restaurants und Geschäfte. Nach dem der Bus vom Central Park abgebogen war, staute sich der Verkehr und plötzlich sah man
den gewaltigen Aufbau der Queen Mary 2. Queen Mary, 10. April 2005 Am Nachmittag brachte uns ein Bus zum Kai an der Westseite New Yorks zur Einschiffung auf der Queen Mary 2. Für Jörg war nun die Zeit gekommen, um von der Gruppe Abschied zu nehmen. Bis kurz vor die Abfertigungsschalter im Terminal war der Weg noch frei, dann aber ging es nur noch für die Passagiere der QM 2 weiter. Nach der Einschiffungszeremonie, Vorlage der Schiffsfahrkarte, Fotografieren des Passagiers und Ausstellen der Passagierkarte ging es endlich an Bord der Queen Mary 2. Beim Eintritt in das Foyer blieb einem fast der Atem stehen, so gewaltig war der erste Eindruck. Die nächste Überraschung war gleich nach dem Öffnen der Kabinentür. Die Kabine war in hellen Tönen gehalten mit einem über die ganze Front reichendem Fenster, was sich schließlich als Tür zum Balkon herausstellte. Und als Begrüßung stand auf dem Tisch eine Flasche eisgekühlter Champanger mit dazugehörigen Gläsern. Vom Balkon mit seinen Liegestühlen hatte man einen fantastischen Blick auf die Westside und gegenüber auf ein ebenfalls großes Kreuzfahrtschiff. Dazu war über allem strahlender Sonnenschein. Am Nachmittag fand die international vorgeschriebene Rettungsübung mit Schwimmwesten statt. Die erste Mahlzeit - das Abendessen - wurde uns wie an den folgenden Tagen um 18:00 Uhr im Britannia Restaurant serviert. Obwohl wir um 1745 Uhr den Hafen verlassen sollten, lagen wir nach dem Abendessen immer noch am Pier. Später stellte sich heraus weshalb wir erst später ausliefen, es lag am Wasserstand. Bei Hochwasser hätte unser Schiff die Fahrbahn einer Brücke gestreift. Die nächsten fünf Tage an Bord waren, obwohl kaum Land zu sehen war, nie langweilig. Es gab immer etwas zu unternehmen. Es gab viele Angebote, das Bordleben zu gestalten. Da waren zum einen die diversen Computerkurse in drei verschiedenen sehr gut ausgerüsteten Computerräumen, im Theater wurden Shows geboten (auch tagsüber gab es dort Veranstaltungen), auch ein Kriminalstück wurde aufgeführt, und zwar unter der Mitwirkung der Zuschauer. Es gab Quizveranstaltungen, Bingo, Pferderennen und Tanzveranstaltungen. Sogar ein Planetarium war vorhanden und wurde viel besucht. Am Nachmittag fand man sich zum 5-o'clock-tea ein. In einem der Veranstaltungsräume konnten wir auch einen Film der Reise nach Wien, Sopron und Bratislava anschauen, den Helmut auf einer CD mitgebracht hatte. Leider war das Wetter etwas regnerisch, weshalb die Liegestühle auf dem Balkon nicht sehr oft benutzt wurden. Die Krankheit eines französischen Passagiers machte eine Kursänderung notwendig. Da unser Schiff noch nicht die Nähe des amerikanischen Festlandes verlassen hatte, änderte der Kapitän die Route und nahm Kurs auf St. Johns in Neufundland. Die Landung eines Hubschraubers der Küstenwache scheiterte wegen des starken Nebels. Da die QM 2 wegen Ihrer Größe in St. Johns nicht am Kai anlegen konnte, war es recht aufregend zu sehen, wie das Rettungsboot der Küstenwache versuchte, den erkrankten Passagier von Bord zu holen. Nach etwa einer halben Stunde war die Rettungsaktion bei starkem Regen und lebhaftem Seegang geschafft. Wie der Kapitän später mitteilte, konnte dem Patienten geholfen werden. So
verging die Zeit auf dem Schiff wie im Fluge. Man war den ganzen Tag
beschäftigt, und nicht nur mit Essen und Trinken. Man ging zum Schwimmen
oder in den Fitness-Raum und abends wurde das Tanzbein geschwungen. Ganz
Wetterfeste scheuten sich auch nicht, ab und zu mal einen Rundgang auf
Deck zu versuchen. Dabei musste man sich aber gut festhalten. Da das
Schiff 345 m lang ist und es auf einem Deck einen Rundgang gab, hatte man
eine Meile gelaufen, wenn man dieses Deck dreimal umrundete. Bei dem miesen
Wetter (was erwartet man eigentlich vom Nordatlantik im April?) geschah
das aber nicht sehr oft. Aber die Wege auf dem Schiff waren manchmal auch
ganz schön lang - bis man endlich das gefunden hatte, was man suchte! Samstag, 16. April 2005 Nach sechs Nächten erreichte unser Schiff, die Queen Mary 2, am frühen Morgen den Hafen von Southhampton. An dem ursprünglich vorgesehenen Liegeplan hatte ein anderes großes Passgierschiff der Cunard Reederei - die Queen Elizabeth 2 - festgemacht. Bei der Vorbeifahrt an diesem sonst so großen Schiff erschien aber die QE 2 recht klein! Der Abschied von der QM 2 fiel uns recht schwer, gerne wären wir am Abend wieder in Richtung Amerika zurückgefahren. Aber wir durften noch ein bisschen länger auf dem Schiff bleiben, denn das Ausschiffen verzögerte sich bis kurz nach 11:00 Uhr. Vor dem Terminal fanden wir einen für uns bereit gestellten Autobus, der uns bei schönem Wetter zum Londoner Flughafen Heathrow brachte. Hier wurde gleich das Gepäck nach Frankfurt abgefertigt. Für den geplanten Ausflug mit der U-Bahn in die Innenstadt von London hatte keiner den richtigen Mut. Das lag wohl daran, dass wir insgesamt doch nur etwas mehr als drei Stunden Zeit hatten. So fuhren Helga und ich alleine zum Tower. Hier herrschte wie immer lebhafter Betrieb, da auch das Wetter mitspielte und die Sonne schien. Nach einem Gang zur Themse und zur Tower Bridge drängte Helga zur Rückfahrt. Wohlbehalten kehrten wir nach rund drei Stunden wieder zurück zur Gruppe, die sich auf dem Flughafen verteilt hatte, dort die Geschäfte unsicher machte und einem Restaurant einen Besuch abstattete. Wir starteten kurz nach 17:00 Uhr an Bord einer Boeing der Deutschen Lufthansa und erreichten etwa eine Stunde später unseren Ausgangspunkt, den Frankfurter Flughafen Rhein-Main, wo die meisten bereits von Angehörigen erwartet wurden. So ging auch diese große, vom allgemeinen Rahmen abweichende Reise mit vielen neuen, sicher unvergesslichen Erlebnissen zu Ende.
Joachim Moldenhauer Teilnehmer der Reise:
Hannelore und Wolfgang
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